Produktinformationen "Ein Skeptiker kapituliert" Seine Kindheit ist ein einziger Albtraum: Stress, Streit und Gewalt zwischen den Eltern – der Vater ein brutaler Alkoholiker, die Mutter krank und den Attacken des Vaters ausgeliefert, Verachtung und Misstrauen bei den Nachbarn. Und als wäre das noch nicht genug, wird er von einem Mitarbeiter der Eltern immer wieder sexuell missbraucht. Josh McDowell kann dem Grauen nicht entfliehen, bis er alt genug ist, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Dabei entwickelt er sich zu einem Intellektuellen und zu einem zynischen Skeptiker, was das Christentum und einen liebenden Gott betrifft. Es scheint leicht zu sein, die Gegenseite von ihrem Irrtum zu überzeugen. Doch dann findet er seinen Meister...
Inhalt: Ich wachte an diesem Tag früher auf als sonst. Draußen war es noch dunkel. Schnell zog ich mich an, um meine häuslichen Pflichten zu erfüllen, doch ich fühlte mich durch die seit Tagen ansteigende Spannung abgelenkt. Ich verließ das Haus und ging zur Scheune hinüber, wie ich es schon tausendmal zuvor getan hatte. Vielleicht wird es heute so weit sein, dachte ich, während ich meine Stute Dolly mit einem Eimer Hafer fütterte. Sie blickte mich mit ihren braunen Augen an, was mich immer sehr vergnügt machte. Ich konnte ihre Gedanken beinahe hören: Darf ich mit dir kommen? Ich lachte und streichelte ihre Nüstern. »Mal sehen, Dolly, mal sehen!« Sie wieherte leise und zufrieden, und ich eilte zu meinen weiteren Aufgaben, aber obwohl ich um sieben Uhr noch nicht fertig war, rannte ich ins Haus, um nach meiner Mutter zu schauen. Die Arbeit kann warten, dachte ich einfach. In der Küche wusch Wayne Bailey, unser Knecht, das Geschirr ab. Er war ein großer, schlanker Mann mit einer langen, gebogenen Nase. Manchmal sah er unheimlich aus, und manchmal wiederum fand ich ihn komisch, wenn er im Haus mit der Küchenschürze herumlief und sich bückte, um den Staub aus den Ecken zu kehren oder unter unseren alten Möbeln hervorzufegen. »Wo ist Mama?« Wayne blickte von seinem Geschirr auf und kniff die Augen zusammen. »Wozu willste das wissen?«, fragte er. Ich stellte mich dumm und tat, als ob ich gähnen müsste. »Nur so halt.« »Sie ist mit Papa unterwegs.« Meine Augen weiteten sich. »Sie sind schon aus dem Haus?« Ich war so erschrocken, dass ich die Worte kaum herausbrachte. »Warum interessiert dich das?« Ich prüfte Waynes Gesicht, um daraus schlau zu werden. »Sie bringen das Haus woandershin, stimmt's?«, rief ich aus. Wayne tat, als müsse er die Pfanne besonders kräftig schrubben. Sein Schweigen sagte alles … Ich rannte in mein Zimmer, um mein Arbeitszeug gegen eine saubere Latzhose und ein rot kariertes Hemd einzutauschen. Das hatte ich schon für diesen so sehnlich erwarteten Moment bereitgelegt. Augenblicke später erschien ich wieder, steckte das Hemd in die Hose und lief zur Tür. Wayne rief mir nach: »Deine Mama hat gesagt, du dürftest nirgendwo hingehen, wenn du deine Arbeiten noch nicht erledigt hast!« »Meinen Kram hab ich fertig!«, rief ich zurück und stürzte aus der Tür. Am Horizont konnte ich Menschen in langen Reihen auf dem Kamm eines nahe gelegenen Hügels hin- und hergehen sehen. Auch Autos und Lastwagen parkten auf den Flanken des Hügels. Ich rannte, so schnell meine elfjährigen Beine mich tragen konnten. Dies war ein Ereignis, das ich nicht verpassen wollte. Nein, mein Lieber! Das war, wie wenn der Zirkus in die Stadt kommt – nur besser. Dieser Zirkus kam auf mein eigenes Grundstück! Mein älterer Bruder, Wilmot Jr., oder einfach »Junior«, wie wir ihn meistens nannten, wollte das Haus für unseren Wanderarbeiter von da oben auf dem Hügel etwa eine Meile weiter nach unten an die Straße ziehen. Irgendwie regten sich meine Eltern furchtbar darüber auf. Sobald die Sprache darauf kam, fing meine Mutter an zu heulen. Mir war nicht ganz klar, warum das sie und meinen Vater so aufregte. Aber sie hätten es mir nie erzählt, obwohl sie schon manchmal davon sprachen, dass Juniors Frau das Sagen hatte – oder so ähnlich. Jedenfalls hieß es, sie setzte ihm »Flöhe ins Ohr«. Auch war die Rede von »Halsabschneidern im Gericht« und davon, dass sie ihnen, also Juniors Eltern, »das letzte Hemd ausziehen«. Ich fragte sie, warum man dazu den Hals abschneiden muss, man brauche dafür doch nur ein paar Knöpfe aufzumachen. Aber da wurden sie erst recht ärgerlich. »Du verstehst das noch nicht!«, sagten sie daraufhin. Aber dann fingen sie doch an, mir irgendwie die Sache zu erklären. Soweit ich verstand, behauptete Junior, mein Vater hätte ihm das Haus versprochen – aber der bestand darauf, so etwas niemals getan zu haben. Doch wer weiß? Mein Vater war ein starker Trinker und sagte oft mal etwas, was ihm später bitter leidtat oder woran er sich bald nicht...